Acidalia, Griechenland
France
there's a house...
Istanbul, entlang der Friedhofsmauer
kontakt@ayseyavas.ch
+41 079 620 67 87
Als ich ein Kind war, wohnte in meiner Nachbarschaft eine Kunstmalerin. Alles, was sie umgab, war anders als bei uns zu Hause. Diese neue Welt wirkte wie ein Magnet auf mich. Wenn ich bei ihr an der Tür klingelte – und das kam fast jeden Samstag vor –, durfte ich zuerst von ihren selbst gebackenen Leckereien kosten. Danach fragte sie mich, ob ich ihr Modell sitzen würde. Ich fand das sehr schmeichelhaft, denn ich dachte, dass sie mich, unter allen Kindern im Quartier, auserwählt hätte. So sass ich still da mit grosser Geduld, denn ich hatte eine wichtige Mission zu erfüllen.
Ich denke, dass mich dieses Modellsitzen sehr beeinflusst hat. Das stille Sitzen, nicht mehr Sprechen, die Reduktion und Konzentration auf's Sehen – ich spreche hier wohlverstanden vom Portraitierten – die Mimik, den Eifer des Portraitierenden beobachtend. In der Zwischenzeit sind die Rollen vertauscht, doch noch immer ist mir bewusst, dass auch ich «fotografiert und beobachtet» werde. So könnte der von mir Portraitierte ebenso etwas von unserer Begegnung niederschreiben, malen, meisseln usw. Diese Ebene der vertauschbaren Rollen, die ich «Auf Augenhöhe» nenne, ermöglicht in einer solchen Situation des «Ausgeliefertseins», Vertrauen herzustellen. Wenn mir der Portraitierte anvertraut, dass er aufgeregt sei, so versichere ich ihm, dass ich es ebenfalls bin.
Es ist eine stille ruhige Arbeit, mit dem vollkommenen Einverständnis des Gegenübers, ein sich Gegenübertreten. Oft stelle ich mir vor, dass ich ein Steinmetz bin, der etwas «Wichtigeres und Wesentlicheres» sichtbar machen möchte. An der Portraitfotografie, wie könnte es anders sein, interessiert mich der Mensch mit seinen Geschichten und Erlebnissen, die sich im Gesicht und in der Haltung zeigen. Wonach ich suche: Eine Übereinstimmung, eine Synchronizität von Innerem und Äusserem? Ich suche nicht nach dem wahren Gesicht.
Als die Schweiz 1998 Gastland an der Frankfurter Buchmesse war, bekam ich von der Bildagentur Keystone, bei der ich damals arbeitete, den Auftrag, die eingeladenen Autoren zu fotografieren.
Dieser Auftrag erweiterte sich zu einer Passion. Ab 2000 machte ich mich selbständig und fotografierte regelmässig für diverse Verlage wie den Limmat Verlag, Sec52, Nagel & Kimche, Edition Bücherlese und Dörlemann und eine Zeitlang für die Kulturstiftung Pro Helvetia.
Die Ausstellung "Auf Augenhöhe" im Zentrum Karl der Grosse Zürich, fand im Rahmen des Literaturfestivals "Zürich-liest 2018" statt und zeigte erstmals eine Auswahl meiner Porträts.
Eine Besprechung erschien im Tages-Anzeiger von Martin Ebel hier. Im St. Galler Tagblatt von Valeria Heintges hier.
Ausstellung " Und dann fing das Leben an"
Ausgangspunkt der Ausstellung war meine Familiengeschichte - eine biografisch - fotografische Recherche, die zwischen der Schweiz und der Türkei verläuft.
Mein Vater kam in den 1960er Jahren als einer der ersten "Gastarbeiter" aus der Türkei in die Schweiz.Wir haben Verwandte und Freund:innen aus drei Generationen im nahen Umfeld meiner Familie in der Schweiz und der Türkei getroffen und dabei einen Schatz an Erzählungen und privaten Fotografien geborgen.
Die Ausstellung wurde im März 2022 eröffnet und war bis Januar 2024 in verschiedenen Städten in der Schweiz sowie in Istanbul zu sehen. Konzipiert und realisiert wurde das Projekt gemeinsam mit der Kuratorin Gaby Fierz.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter "Und dann fing das Leben an".
Eine Besprechung über die Ausstellung erschien in der WOZ.
2025 © Ayse Yavas, Alle Rechte vorbehalten
Gestaltung Alina Günter
kontakt@ayseyavas.ch
+41 079 620 67 87
Als ich ein Kind war, wohnte in meiner Nachbarschaft eine Kunstmalerin. Alles, was sie umgab, war anders als bei uns zu Hause. Diese neue Welt wirkte wie ein Magnet auf mich. Wenn ich bei ihr an der Tür klingelte – und das kam fast jeden Samstag vor –, durfte ich zuerst von ihren selbst gebackenen Leckereien kosten. Danach fragte sie mich, ob ich ihr Modell sitzen würde. Ich fand das sehr schmeichelhaft, denn ich dachte, dass sie mich, unter allen Kindern im Quartier, auserwählt hätte. So sass ich still da mit grosser Geduld, denn ich hatte eine wichtige Mission zu erfüllen.
Ich denke, dass mich dieses Modellsitzen sehr beeinflusst hat. Das stille Sitzen, nicht mehr Sprechen, die Reduktion und Konzentration auf's Sehen – ich spreche hier wohlverstanden vom Portraitierten – die Mimik, den Eifer des Portraitierenden beobachtend. In der Zwischenzeit sind die Rollen vertauscht, doch noch immer ist mir bewusst, dass auch ich «fotografiert und beobachtet» werde. So könnte der von mir Portraitierte ebenso etwas von unserer Begegnung niederschreiben, malen, meisseln usw. Diese Ebene der vertauschbaren Rollen, die ich «Auf Augenhöhe» nenne, ermöglicht in einer solchen Situation des «Ausgeliefertseins», Vertrauen herzustellen. Wenn mir der Portraitierte anvertraut, dass er aufgeregt sei, so versichere ich ihm, dass ich es ebenfalls bin.
Es ist eine stille ruhige Arbeit, mit dem vollkommenen Einverständnis des Gegenübers, ein sich Gegenübertreten. Oft stelle ich mir vor, dass ich ein Steinmetz bin, der etwas «Wichtigeres und Wesentlicheres» sichtbar machen möchte. An der Portraitfotografie, wie könnte es anders sein, interessiert mich der Mensch mit seinen Geschichten und Erlebnissen, die sich im Gesicht und in der Haltung zeigen. Wonach ich suche: Eine Übereinstimmung, eine Synchronizität von Innerem und Äusserem? Ich suche nicht nach dem wahren Gesicht.
Als die Schweiz 1998 Gastland an der Frankfurter Buchmesse war, bekam ich von der Bildagentur Keystone, bei der ich damals arbeitete, den Auftrag, die eingeladenen Autoren zu fotografieren.
Dieser Auftrag erweiterte sich zu einer Passion. Ab 2000 machte ich mich selbständig und fotografierte regelmässig für diverse Verlage wie den Limmat Verlag, Sec52, Nagel & Kimche, Edition Bücherlese und Dörlemann und eine Zeitlang für die Kulturstiftung Pro Helvetia.
Die Ausstellung "Auf Augenhöhe" im Zentrum Karl der Grosse Zürich, fand im Rahmen des Literaturfestivals "Zürich-liest 2018" statt und zeigte erstmals eine Auswahl meiner Porträts.
Eine Besprechung erschien im Tages-Anzeiger von Martin Ebel hier. Im St. Galler Tagblatt von Valeria Heintges hier.
Ausstellung " Und dann fing das Leben an"
Ausgangspunkt der Ausstellung war meine Familiengeschichte - eine biografisch - fotografische Recherche, die zwischen der Schweiz und der Türkei verläuft.
Mein Vater kam in den 1960er Jahren als einer der ersten "Gastarbeiter" aus der Türkei in die Schweiz.Wir haben Verwandte und Freund:innen aus drei Generationen im nahen Umfeld meiner Familie in der Schweiz und der Türkei getroffen und dabei einen Schatz an Erzählungen und privaten Fotografien geborgen.
Die Ausstellung wurde im März 2022 eröffnet und war bis Januar 2024 in verschiedenen Städten in der Schweiz sowie in Istanbul zu sehen. Konzipiert und realisiert wurde das Projekt gemeinsam mit der Kuratorin Gaby Fierz.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter "Und dann fing das Leben an".
Eine Besprechung über die Ausstellung erschien in der WOZ.
2025 © Ayse Yavas, Alle Rechte vorbehalten
Gestaltung Alina Günter